Von Hier
20233-Kanal-4K-Videoinstallation,
04‘ 16“, loop








Ausstellungen:
Von Hier, super+Centercourt, (München, 03-04/25)
Kuration: Radmilla Krstajic
Organic Origin, Villa Merkel, (Esslingen, 10-11/24)
Kuration: Anka Wenzel & Sebastian Schmitt
Ausstellung im super+CENTERCOURT
Kuration: Radmila Krstajić
Vernissage: 20.03. | 19:00
Finissage: 12.04. | 15:00
tägl. einsehbar 08 – 20:00 | 21.03. – 18.04.25
Franziska Schrödinger stellt in den Mittelpunkt ihrer Videoinstallation „Von Hier“ ein Motiv, das kunsthistorisch eine reiche Symbolkraft besitzt und zugleich alltäglich, banal und fast kitschig wirkt – die Blume. Der Motivträger in den drei Videos ist der menschliche Körper, und die zentrale Methode in Franziskas Ansatz – die Gegenüberstellung (engl. „juxtaposition“).
Auf der einen Seite die menschlichen Schädel, bemalt mit Efeu und Lorbeerkränzen – Symbolen der Unsterblichkeit und des Sieges über den Tod – sowie mit Rosen und anderen Blumen als Sinnbildern für Liebe und Erinnerung. Trotz der farbigen Blumen wirken sie kalt, statisch und distanziert – erstarrt in einer anderen Zeit, wiederbelebt allein durch die Bewegung der Kamera. Die minutiös dokumentierten Totenschädel sind, neben den Blumen, mit den Namen der Verstorbenen, ihren Geburts- und Sterbedaten sowie oft mit ihrem gesellschaftlichen Status beschriftet und mit weiteren christlichen Symbolen, wie dem Kreuz, bemalt. Träger dieser Informationen ist üblicherweise das Grab. Doch in Dingolfing und Hallstatt (Österreich), woher die bemalten Schädel stammen, werden die Überreste nach einigen Jahren exhumiert, die Schädel bemalt und ins Beinhaus überführt. Plötzlich stehen sie metonymisch sowohl für die sterblichen Überreste der Verstorbenen als auch für ihren Grabstein.
Auf der anderen Seite – erneut Blumen – Rosen, Lilien und viele mehr, doch diesmal als Tätowierungen auf der Haut. Im Kontrast zu den Aufnahmen aus dem Beinhaus wirken sie warm, glänzend und vor allem lebendig, in ständiger Bewegung, begleitet vom Atem und der subtilen Choreografie des Körpers. Tätowierungen dienen oft als Ausdruck von Selbstbestimmung und Identitätsfindung. Die Haut wird einerseits als Membran wahrgenommen, die das Individuum von der Außenwelt und der Gesellschaft trennt und schützt. Gleichzeitig ist sie der Ort, an dem gesellschaftliche Vorstellungen und kulturelle Stereotype ausgelesen und 'eingelesen' werden. Sie ist ein Ort der Einschreibung sozialer Normen und ein Spiegel gesellschaftlicher Interaktionen. Indem Menschen ihre Haut bemalen, nehmen sie die Darstellung ihres Körpers selbst in die Hand. Doch obwohl dies ein Akt der Emanzipation ist, bleibt die Haut vergänglich. Im Gegensatz zu den bemalten Schädeln, die über den Tod hinaus bestehen, ist sie von einer fragilen Endlichkeit geprägt.
Wie der Titel der Ausstellung ‚Von Hier‘ andeutet, lädt die Ausstellung dazu ein, die Position des Betrachters und die Möglichkeit eines ‚Außenblicks‘ zu hinterfragen. Oft wird das Bild eines Volkes oder einer Region, insbesondere in Reiseberichten, Literatur, bildender Kunst und anderen Medien, für den westlichen Betrachter konstruiert, vor allem durch Darstellungen religiöser oder traditioneller Bräuche. Dies ist ein zentrales Thema in Edward Saids Theorie des Orientalismus oder der Konstruktion des ‚imaginären Balkans‘, wie sie von Maria Todorova beschrieben wird. Doch was passiert, wenn sich der Blick auf das Einheimische richtet und die einheimischen Betrachter*innen mit ungewöhnlichen Bildern konfrontiert werden?
‚Von Hier‘ öffnet den Raum für eine Reflexion über Perspektiven sowie die Macht von Narrativen und Kunst in der Darstellung von Kulturen und Gesellschaften und der Konstruktion ‚des Anderen‘.
Radmila Krstajić
Kuration: Radmila Krstajić
Vernissage: 20.03. | 19:00
Finissage: 12.04. | 15:00
tägl. einsehbar 08 – 20:00 | 21.03. – 18.04.25
Franziska Schrödinger stellt in den Mittelpunkt ihrer Videoinstallation „Von Hier“ ein Motiv, das kunsthistorisch eine reiche Symbolkraft besitzt und zugleich alltäglich, banal und fast kitschig wirkt – die Blume. Der Motivträger in den drei Videos ist der menschliche Körper, und die zentrale Methode in Franziskas Ansatz – die Gegenüberstellung (engl. „juxtaposition“).
Auf der einen Seite die menschlichen Schädel, bemalt mit Efeu und Lorbeerkränzen – Symbolen der Unsterblichkeit und des Sieges über den Tod – sowie mit Rosen und anderen Blumen als Sinnbildern für Liebe und Erinnerung. Trotz der farbigen Blumen wirken sie kalt, statisch und distanziert – erstarrt in einer anderen Zeit, wiederbelebt allein durch die Bewegung der Kamera. Die minutiös dokumentierten Totenschädel sind, neben den Blumen, mit den Namen der Verstorbenen, ihren Geburts- und Sterbedaten sowie oft mit ihrem gesellschaftlichen Status beschriftet und mit weiteren christlichen Symbolen, wie dem Kreuz, bemalt. Träger dieser Informationen ist üblicherweise das Grab. Doch in Dingolfing und Hallstatt (Österreich), woher die bemalten Schädel stammen, werden die Überreste nach einigen Jahren exhumiert, die Schädel bemalt und ins Beinhaus überführt. Plötzlich stehen sie metonymisch sowohl für die sterblichen Überreste der Verstorbenen als auch für ihren Grabstein.
Auf der anderen Seite – erneut Blumen – Rosen, Lilien und viele mehr, doch diesmal als Tätowierungen auf der Haut. Im Kontrast zu den Aufnahmen aus dem Beinhaus wirken sie warm, glänzend und vor allem lebendig, in ständiger Bewegung, begleitet vom Atem und der subtilen Choreografie des Körpers. Tätowierungen dienen oft als Ausdruck von Selbstbestimmung und Identitätsfindung. Die Haut wird einerseits als Membran wahrgenommen, die das Individuum von der Außenwelt und der Gesellschaft trennt und schützt. Gleichzeitig ist sie der Ort, an dem gesellschaftliche Vorstellungen und kulturelle Stereotype ausgelesen und 'eingelesen' werden. Sie ist ein Ort der Einschreibung sozialer Normen und ein Spiegel gesellschaftlicher Interaktionen. Indem Menschen ihre Haut bemalen, nehmen sie die Darstellung ihres Körpers selbst in die Hand. Doch obwohl dies ein Akt der Emanzipation ist, bleibt die Haut vergänglich. Im Gegensatz zu den bemalten Schädeln, die über den Tod hinaus bestehen, ist sie von einer fragilen Endlichkeit geprägt.
Wie der Titel der Ausstellung ‚Von Hier‘ andeutet, lädt die Ausstellung dazu ein, die Position des Betrachters und die Möglichkeit eines ‚Außenblicks‘ zu hinterfragen. Oft wird das Bild eines Volkes oder einer Region, insbesondere in Reiseberichten, Literatur, bildender Kunst und anderen Medien, für den westlichen Betrachter konstruiert, vor allem durch Darstellungen religiöser oder traditioneller Bräuche. Dies ist ein zentrales Thema in Edward Saids Theorie des Orientalismus oder der Konstruktion des ‚imaginären Balkans‘, wie sie von Maria Todorova beschrieben wird. Doch was passiert, wenn sich der Blick auf das Einheimische richtet und die einheimischen Betrachter*innen mit ungewöhnlichen Bildern konfrontiert werden?
‚Von Hier‘ öffnet den Raum für eine Reflexion über Perspektiven sowie die Macht von Narrativen und Kunst in der Darstellung von Kulturen und Gesellschaften und der Konstruktion ‚des Anderen‘.
Radmila Krstajić